1993—1995

Zufällig am Wegesrand entdeckte Äste und Steine: Intuitiv mit Seilen zu poetischen Konglomeraten, zu «Findings and Bindings» arrangiert, lässt sie Letizia Enderli zu archaischen Symbolen der ebenso direkten wie spielerischen Verarbeitung innerer Gegebenheiten sowie der Welt als ganzer werden. Jener Weg des unmittelbaren Zugangs zu inneren und äusseren Landschaften ist bereits in den Eisenplastiken von Letizia Enderli angelegt, jedoch verstärkt sich der Eindruck der assoziativen künstlerischen Bearbeitung des Motives eines an sich bloss Vorgefundenen in den «Findings and Bindings», welche die Künstlerin Mitte der 90er Jahre realisiert.
« ... der Archetyp der beständigen Suche nach dem eigentlich Wesentlichen und Inneren ... »
Sind die Äste und Steine auf den ersten Blick schlicht der natürlichen Verwitterung anheimgegebene Gegenstände, so tragen die Fundstücke bei intensiverer Betrachtung bereits ihre eigene zeitliche und geschichtliche Ladung in sich und vermögen es, in der Form des «Bindings» eine intime gehaltvolle Symbiose einzugehen. Lässt Enderli die unterschiedlichen Geschichten jenes Vorgefundenen vorerst nur im Sinne von Gegenständen verschmelzen, gibt sie ihnen in der Folge wiederum ihre neue, persönliche und künstlerische Prägung: In motivischer Analogie zur Eisenplastik arbeitet die Künstlerin auch hier mit Sternen, Herzen oder auch Federn, welche sie frei und meditativ zugleich in ihre Konstruktionen einarbeitet. Auf diese Weise entstehen tänzerische Poesien, die in ihrer je eigenen Erscheinungsweise, aber auch in ihrer seriellen Ordnung auf den Archetyp der beständigen Suche nach dem eigentlich Wesentlichen und Inneren verweisen.
Text: Andrin Schütz,
«Findings + Bindings» Zürich, 2020
Bild: Atelieransicht, Oberwil 2020



















